Es werde Licht

Auch, wenn gerade keine Lager stattfinden können, bin ich doch zuversichtlich, dass es irgendwann wieder welche geben wird.
Und in Vorbereitung darauf, habe ich ein bisschen an der Lagerbeleuchtung gearbeitet.

Früher war es meistens so, dass der Markt beendet war, wenn das Tageslicht nicht mehr ausreichte, um die Ware gut zu erkennen. Die Menschen gingen dann nach Hause.

Für uns heute ist das etwas anders.

Der Markt geht oft noch weiter und vor allem in den Lagern sitzt man gern noch länger zusammen.

Also wollte ich eine historisch möglichst korrekte Art der Beleuchtung finden.

Nun sind für die Alamannen gedrechselte Kerzenständer aus Holz recht gut belegt. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Kerzenständer aus dem Sängergrab von Trossingen. Ein Bild davon findet Ihr auf der Seite des Archäologischen Landesmuseum in Konstanz. Link gibt es am Ende des Posts.

Hier noch ein Beispiel eines sehr einfachen gedrechselten Kerzenständers. Ohne Fundvorlage, aber Kerzenständer dieser Art kamen immer wieder vor.

Der Haken bei der Sache mit dem Kerzenständer: Draußen im Lager pustet jeder kleine Wind dauernd die Kerzen aus. Auf Tischen, die auf unebenem Boden stehen, stehen diese schmalen hohen Kerzenständer nicht sehr stabil. Und die Bienenwachskerzen für diese Art der Beleuchtung kann sich ein einfacher Handwerker-Haushalt, wie ich das bin, nur zu hohen Festtagen leisten.

Also habe ich weiter gesucht und fand Dank der tollen Hilfe anderer Darsteller den Beitrag Lampen im Barbaricum von Morten Hegewisch (Link wie immer am Ende des Posts).

Die vorgestellten Lampentypen treffen zwar meinen Darstellungszeitraum  und -Ort nicht genau, sind aber doch recht nahe dran.
Unter anderem aus diesem Grund habe ich mich für eine besonders einfache Lampenform entschieden. Der andere Grund war, dass ich diese recht einfach selbst herstellen konnte und eigentlich sogar schon alles dafür zu Hause hatte.

Quelle:
Lampen im Barbaricum
Morten Hegewisch

Das Bild zeigt eine ganz simple Tonschale, diese wird mit Öl oder Talg gefüllt, da kommt eine Tonkugel rein, durch die ein Docht gesteckt wird.

Diese Lampenform ist im Fundgut nicht einfach nachzuweisen, weil die Benutzung als Lampe keine Spuren am Ton hinterlässt. Aber es gibt Hinweise darauf, dass dies so verwendet wurde.

Ich bin also hergegangen und habe einige kleine Schalen, die ich getöpfert hatte, herausgesucht.
Dazu einige Kugeln, die ich eigentlich als Spinnwirtel gedacht hatte. Die haben sich beim Brennen aber so zusammengezogen, dass sie nicht mehr auf meine vorhandenen Spinnstäbe passen.
Dazu noch ein Stückchen Leinen als Docht.
Und fertig ist die Lampe.

Womit brennt die aber nun?
Zunächst habe ich es – ganz unhistorisch – mit Wachsresten probiert. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Das Wachs schmolz einfach nicht schnell genug.
Es wäre zwar sehr praktisch gewesen für den Transport. Aber eben auch unhistorisch. Also auch gut.

Das historisch wahrscheinlichste Brennmaterial nördlich der Alpen dürfte wohl tierischer Talg gewesen sein, an den Küsten vielleicht noch Tran von Fischen.
Talg hatte ich nun nicht zu Hause (und möchte es auch nicht verwenden). Also habe ich meinen Versuch mit ein bisschen Salatöl gestartet.

Dazu einfach etwas Öl in die Schale gießen und warten, bis sich der Leinendocht gut vollgesogen hat.

Dann kann der Docht angezündet werden.

Das funktioniert hervorragend. Der Docht brennt sehr gleichmäßig, rußt kaum und die Lampe gibt auch ziemlich hell.

Den ersten Test auf einem privaten Lager im Sommer haben die Lampen recht gut überstanden.

Was ich zunächst nicht gedacht habe, war, dass sich der Ton mit dem Öl ziemlich vollsaugt und dass das Schälchen auch irgendwann recht warm wird. Ich habe die Öllämpchen also auf ein Holzbrett gestellt. Das ging sehr gut.

Nur der Test bei Wind steht noch aus. Aber da bin ich zuversichtlich.

Links:

Lampen im Barbaricum:  Download pdf von academia.edu

Sängergrab von Trossingen: Bild des Kerzenständers, Landesmuseum Konstanz

Autorin: Fräulein Wolle

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Wintersonnenwende

in neun Tagen, also am 21. Dezember ist Wintersonnenwende. Der kürzeste Tag, die längste Nacht des Jahres.

Dieser besondere Tag war schon vor Jahrtausenden den Menschen wichtig, wie verschiedene Steinkreise – der berühmteste ist Stonehenge – oder auch die Himmelsscheibe von Nebra beweisen. Die Steinkreise sind alle so ausgerichtet, dass das Licht bei Sonnenaufgang am Tag der Sonnenwende durch den Eingang in den Kreis fällt. Auf der Himmelscheibe von Nebra sind die wichtigsten Gestirne und Sonnenkreise verzeichnet, die zur Bestimmung der Sonnenwenden wichtig sind.

Ein Kerzenlicht zur Wintersonnenwende

Auch von Kelten und Germanen ist überliefert, dass die Wintersonnenwende ein wichtiger Tag im Jahr war. Welcher Glaube im Detail dahinterstand und welche Feiern oder Zeremonien damit verknüpft waren, lässt sich historisch nicht mehr sicher rekonstruieren. Vermutlich ist es jedoch so, dass das Schmücken der Räume mit immergrünen Zweigen und Kerzen auf diese alte Zeit zurück geht.

Sicher ist jedoch, dass der Tag der Wintersonnenwende an Bedeutung gewinnt, je weiter im Norden die Menschen leben. Dort sind die Auswirkungen am deutlichsten zu spüren, wenn nur für wenige Stunden am Tag die Sonne am Himmel steht. Für uns ist der Winter in unseren beheizten Wohnungen und den wohlgefüllten Supermarktregalen nicht mehr lebensbedrohlich. Für unsere Vorfahren war der Winter jedoch jedes Jahr aufs Neue eine Gefahr. Die Nacht, in der die Dunkelheit ihren Höhenpunkt erreicht und dann zurück weicht, war damit vermutlich die wichtigste Nacht des Jahres.

Auch heute noch feiern viele Menschen in der einen oder anderen Weise die Wintersonnenwende, bei weitem nicht nur Wicca-Anhänger*innen, Esotheriker*innen oder Neo-Pagans. Meist hat die Feier mit Immergrün und Feuer zu tun, sei es nun ein Kerzchen, das entzündet wird oder ein großes Feuer, an dem man mit Freunden feiert.

Und hier noch ein Gedicht, von dem ich finde, dass es den Geist der Wintersonnenwende sehr schön widerspiegelt:

Es wächst viel Brot in der Winternacht

Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet Saat,
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.

Und deucht die Welt dir öd‘ und leer,
und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht:
Es wächst viel Brot in der Winternacht.

Friedrich Wilhelm Weber
1813-1894

Diesen und weitere tolle Blogbeiträge findet Ihr natürlich bei Bianca alias „Fräulein Wolle“

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Mäder – Vorarlberg

Das Alamannendorf in Mäder

Mäder liegt in Vorarlberg nicht allzu weit von der deutschen Grenze entfernt. Eigentlich mitten in der Kleinstadt hat die Alamannische Brauchtums- und Kulturgemeinschaft Vorarlberg mit viel Liebe zum Detail und zur Geschichte der Alamannen ein Museumsdorf aufgebaut.

Ich habe schon seit Jahren immer wieder gehört, wie schön das Dorf sei und mir wurde immer wieder empfohlen, da doch hinzufahren. Ich hätte schon früher darauf hören sollen. Wir haben das Dorf an einem Sonntag besucht und es fiel uns wirklich schwer, uns wieder zu verabschieden und nach Hause zu fahren.

Nicht nur, dass es in dem eigentlich gar nicht so großen Dorf in jeder Ecke etwas zu entdecken gab. Die Mitglieder der Alamannische Brauchtums- und Kulturgemeinschaft waren auch unglaublich gastfreundlich und wir haben sehr viele wunderbare Gespräche geführt.

Wer waren aber denn nun eigentlich diese Alamannen? Ich selber stelle ja auch eine Alamannin des 6. Jahrhunderts dar.

Die Alamannen waren Germanen, vermutlich von mehreren Stämmen, die im von den Römern „Alamannia“ genannten Gebiet lebten. Dieses umfasst das heutige Süddeutschland bis in etwa hin zum Lech, das Elsass, einen Teil der Schweiz, Liechtenstein und einen Teil Österreichs.

Wann genau die Alamannen das erste Mal erwähnt wurden, ist etwas umstritten. Es war aber im 3. Jahrhundert unserer Zeit. Im 8. Jahrhundert rissen die Franken dann endgültig die Herrschaft an sich und lösten das Herzogtum Alamannia endgültig auf.

herzliche Empfehlung,

Eure Bianca

…..Bianca unterhält übrigens eine wunderbaren externen Blog, bei dem es sich auf jeden Fall einmal lohnt reinzuschauen

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